Corporate Design Evolution

März 2011 | LGM-intern, @cetera

Im Jahr 1998 öffneten Andreas Lorth, Stefan Gessler und ich im Technologiezentrum Konstanz die Türen unserer Agentur. Damals noch auf Filmproduktion und Events [sic!] ausgerichtet, entschieden wir uns, unser erstes Corporate Design von Dagmar Egger, einer selbständigen Designerin, realisieren zu lassen, die wir gut kennen, schließlich ist Dagmar die Cousine meiner Frau Tanja.

Das erste Logo, das den Weg nicht nur auf unser Briefpapier, sondern auch auf Kaffeetassen fand, die heute noch im Schrank vieler unserer frühen Kunden steht, basierte auf dem Konzept des Videobildes. Damals waren die Fernseher noch im 4:3-Format und die Auflösung war SD, also nur knapp über 400.000 Pixel auf der Gesamtfläche. Zum Vergleich: Das Bild der Kamera, mit der wir heute filmen, versammelt über 8 Millionen Pixel zu einem feinen 4K-Bild.

Doch zurück zum Logodesign. Das erste Logo vereinte das Thema Video, lateinisch für „ich sehe“, in einem Identifikationselement, das aus einem pixeligen, duplex umgesetzten Auge zwischen zwei 16:9-Balken bestand. Als Dagmar uns den Ansatz damals vorstellte, waren wir gleich begeistert, bis sie uns eröffnete, dass nun der Wettbewerb zwischen uns drei Gründern eröffnet sei, wer das schönste Auge hätte. Andreas, Stefan und ich wurden supernah fotografiert und die Ergebnisse dann verglichen. Am Ende war Stefan Gesslers Auge das schönste und so zierte sein Blick aus dem Fernseher unser erstes Erscheinungsbild. Bei der Anordnung des Firmennamens, der ganz bewusst in der Reihenfolge: eine Silbe, zwei Silben, drei Silben aus den Namen der Gründer zusammengesetzt wurde, entschieden wir uns für eine Lösung, die das Logo einbezog. Die Schriftart war Futura Condensed Bold, leicht gesperrt und in Versalien gesetzt.

Unser erstes Redesign aus dem Jahr 2001 resultierte aus den Veränderungen, die unser Portfolio durch den Markt erfuhr. Das Thema Events war von Anfang an ein reines Nischenangebot. Deshalb wurde dieser Begriff gestrichen. Außerdem hatten wir damit begonnen, erste Corporate Design- und Online-Projekte zu realisieren. Zusammen mit unserem freien Mitarbeiter Tobias Seydel entwickelten wir unser Design hin zu einem freieren, flexibleren System. Die Namen wurden nebeneinander geschrieben, getrennt durch vertikale Linien, die den Blauton des ursprünglichen Augelogos wieder aufnahmen. Die Schriftart blieb zunächst die Futura, ergänzt durch eine deskriptive Unterzeile, die in der Frutiger gesetzt war. Diese Unterzeile erlebte eine gewisse Evolution. Anfangs stand dort „1 TV Film 2 Multimedia 3 Corporate Design“, dann „Agentur für Corporate Design, Multimedia und Filmproduktion“.

Das Besondere am ersten Redesign war der Schriftsatz I SPY, den uns Dirk Uhlenbrock, aka Fontomas, dankenswerterweise für unser Corporate Design schenkte. Dirk schrieb damals auf seiner Website: „font #45 I SPY will not be available for free any longer and so it will not be included on the forthcoming cd. I SPY is going to be used extensively in the corporate design of a young german filmproduction based in konstanz.“ Dieser Schriftsatz war ein Free Font, der aus verschiedenen Augenmännchen und Augensymbolen bestand. Dieser fröhliche, felxibel einsetzbare Satz von Dingbats eignete sich hervorragend für den Einsatz auf Visitenkarten, Briefpapier und im Web. Vor allem das brennende Auge hatte es uns angetan, symbolisierte es doch in idealer Weise unsere Begeisterung für visuelle Kommunikation. Dieses großzügige Geschenk von Dirk öffnete einen Kreis, der sich viele Jahre später wieder schloss. Doch dazu später.

Kuriose Randnotiz: Auch unser ehemaliger Studiengang, die Konstanzer BWL, ließ sich damals ein neues Logo machen. Der Gestalter oder die Gestalterin hatte wohl ebenfalls den Schriftzug I SPY im Internet entdeckt und ließ sich davon inspirieren, denn das neue Logo der Konstanzer BWL basierte ganz offensichtlich auf demselben Zeichen, das auch uns begeisterte. Nicht nur ein Mal wurden wir auf diese auffällige Ähnlichkeit der beiden Identifikationselemente hingewiesen. Dass zwei Gestalter unabhängig voneinander denselben Ausgangspunkt für ein Design wählen, ist ja im Grunde nicht ungewöhnlich. Dass es aber diese enge Verbindung zwischen den beiden Kunden gibt, obwohl nachweislich kein Kontakt zwischen den beiden Gestaltern herrschte, ist schon ein ziemlicher Zufall.

Der nächste Evolutionsschritt unseres Erscheinungsbildes entstand dann komplett inhouse und basierte auf dem Bild, das sich bei der Betrachtung des kräftig geschriebenen Firmennamens in Kombination mit der filigraneren Unterzeile ergab. Und das in der reduziertesten Form: eine durchgezogene und eine gepunktete Linie. Die Vertikalstriche zwischen den Namen verschwanden, in der Unterzeile wurde irgendwann der Begriff „Multimedia“ durch „Online“ ersetzt. Und das brennende Auge schaffte es in die Verlängerung und wurde als Identifikationselement übernommen. Für unseren Umzug in unser heutiges Büro im Jahr 2012 ließen wir den I SPY überdimensional auf dem Sauberlauf beim Eingang der Agentur drucken. Für die nächsten fast fünf Jahre empfing er jeden Gast.

Doch nun sind die Tage des „Feuerauges“ gezählt, denn unser neues Corporate Design ist seit ein paar Monaten am Start. Und da wir dieses Mal den Prozess des Corporate Redesigns wirklich bei den Wurzeln starteten, indem wir mit dem gesamten Team zunächst unsere Unternehmenswerte neu definierten und uns dann einen sehr freien Redesign-Prozess erlaubten, fiel die zunächst noch als Wunsch formulierte Vorgabe, das brennende Auge zumindest auf einer sekundären Ebene noch zu übernehmen, relativ bald unter den Tisch. Dennoch lebt der Kontakt zu Dirk Uhlenbrock und seiner Stadt Essen weiter. Denn unseren lang gehegten Wunsch einer High-End-Letterpress-Visitenkarte und dem dazu passenden Briefpapier erfüllten wir uns bei unserem jüngsten Relaunch. Als die Frage aufkam, wo wir die Karten drucken würden, war klar, dass wir dazu die Druckerei Letterjazz aus Essen nehmen würden. Denn dort ist Dirk quasi der „Resident Designer“. Ich schrieb es an früherer Stelle bereits einmal: Alles, was man im Leben tut, öffnet einen Kreis. Manchmal schließt sich einer davon wieder.

Wir sind begeistert über unser lebendiges neues Corporate Design und wenden es jeden Tag voller Freude an.

Jan Mittelstaedt

 

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