Nachruf auf Lars Menck

September 2017 | LGM-intern

Es war die gemeinsame Liebe zum Basketball, die einen der feinsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte, zu uns in die Agentur brachte. Lars Menck hatte im Jahr 2005 das Angebot der Konstanzer Regionalliga-Basketballer angenommen und war als Profi-Sportler an den Bodensee gezogen. Nebenher arbeitete er für viele Jahre bei uns in der Agentur in seinem erlernten Beruf als Werbekaufmann. Das war ein Glücksfall für alle drei Beteiligten: Die „Baskets“ hatten einen der besten Spieler ihrer Geschichte verpflichtet, Lars fand nach Jahren in verschiedenen Teams mit Konstanz eine echte Heimat und LGM hatte einen sehr fähigen und ebenso einsatzbereiten Mitarbeiter im Team, den ein Grad an Loyalität auszeichnete, der nicht genug betont werden kann.

Von Anfang an spürten wir: Das ist ein sehr netter Mensch, den mögen wir. Und wir sollten uns nicht täuschen. Lars war sich für nichts zu schade, war immer zuverlässig, sehr lernfähig und bereit, sich den häufig wechselnden Herausforderungen zu stellen, die der Beruf in der Werbebranche so mit sich bringt. Beherrschte er etwas noch nicht, so arbeitete er sich ein und wurde so immer vielseitiger einsetzbar. Genau wie auf dem Basketballfeld. Schnell wurde er zum Kapitän und unangefochteten Leader der Mannschaft. Dabei blieb er immer mit beiden Beinen auf dem Boden – okay, außer natürlich bei seinen spektakulären Dunkings, mit denen er etliche Male die Fans der Konstanzer Basketballer von den Sitzen riss.

Lars war als Spieler, Kapitän, Coach und als Mitglied des Managements der Baskets stets ein Vorbild, weil es ihm um die Sache ging und er seinem Gegenüber auch dann mit Respekt begegnete, wenn die Meinungen mal auseinander gingen. Er stellte sich selbst nie über das Team, sondern gab alles für den gemeinsamen Erfolg. So erlebten wir ihn auch in der Agentur. Auf Lars konnte man sich immer verlassen. Dass er neben seiner Doppelrolle als Profisportler und Agenturmitarbeiter nebenher noch ein Sportmanagement-Studium abschloss, war ein Beweis für seine Willenskraft. Er entschied sich, es zu tun und dann tat er es einfach – getreu dem Motto „Just do it“. Eine Haltung von Gewinnern.

Bei den Konstanzer Basketball-Fans war Lars der absolute Publikumsliebling. Und das aus den besten denkbaren Gründen. Sein Spiel war spektakulär, schnell, begeisternd und dabei immer fair. Aber es war die völlige Abwesenheit von Arroganz, die ihn so besonders machte. Er begegnete jedem freundlich und offen. Und wenn nach den Spielen in der Schänzle-Sporthalle Banner versorgt, Stühle und Bänke geschleppt und die Halle aufgeräumt werden musste, war er einer derjenigen Spieler, die immer mithalfen. Auch in der Zeit, als die Konstanzer die ersten Basketballer Deutschlands waren, die einen eigenen Video-Podcast hatten, war er es, der mithalf, das Film-Equipment zur Halle und wieder zurück zu bringen und der die Videos oft noch am selben Wochenende schnitt. Er ging nie weg, wenn es etwas zum Helfen gab.

Im Jahr 2008 erreichte uns aus heiterem Himmel eine Schocknachricht. Lars war grundlos angegriffen und schwer verletzt worden. Er lag in der Klinik in Freiburg, wo wir ihn besuchten. Sein Auge war von einem Gürtel getroffen worden und es sah nicht gut aus. Ich rief meinen Vater an, der Augenarzt ist, und bat ihn, Lars zu untersuchen. Das Ergebnis war niederschmetternd. Seine Sehkraft auf dem verletzten Auge würde nie mehr zurückkommen. Lars war auf einem Auge quasi blind. Die Folgezeit war schwer. Nicht nur die Rückkehr in den Alltag, auch der mühsame Kampf um Entschädigung und der Prozess gegen zwei der Täter waren nervenaufreibend. Niemand erwartete, dass Lars je wieder auf dem Spielfeld stehen würde. Außer er selbst.

Denn mit eiserner Willenskraft kämpfte er sich zurück in den Profisport. Als Spieler, der jahrelang aus jeder Position auch die schwierigsten Würfe getroffen hatte und der durch den Verlust eines Auges das räumliche Sehvermögen eingebüßt hatte, musste er erst einmal seine gesamte Wurftechnik umstellen. Zu dieser Zeit hatten die Baskets Konstanz regelmäßig um die 1.000 Zuschauer in der Halle. Als Lars das erste Mal nach dem Überfall wieder im Kader stand, tobten die Zuschauer bei der Spielervorstellung, als sein Name aufgerufen wurde. Es war so unfassbar viel Liebe, die ihm da entgegenbrandete. Das war bereits ein besonderer Moment. Doch als er dann seinen ersten Dreier im Korb versenkte, explodierte die Halle regelrecht. Diesen Moment des Glücks werde ich nie vergessen.

In den Folgejahren schaffte Lars es, seine Position zu behaupten. Er ging mit dem Team durch dick und dünn. Zwei Mal stieg er mit den Baskets in die 2. Bundesliga Pro B auf und auch wieder ab, ehe er sich 2013 aufgrund immer häufiger auftretender Blessuren vom Leistungssport zurückzog. Zu dieser Zeit orientierte er sich beruflich neu und fand eine Vollzeit-Stelle. Auch privat lief bei ihm alles bestens. Er hatte mit der Vereinskameradin Lina die Liebe seines Lebens geheiratet, die ihm die Söhne Henry und Phil schenkte. Nach seiner Zeit als aktiver Spieler der Konstanzer Basketballer war er gerade dabei, Verantwortung im Management des Vereins zu übernehmen.

Damit hätte sich der Kreis geschlossen, den er öffnete, als er sein Sportmanagement-Studium begann. Mit 39 Jahren war Lars in der idealen Ausgangssituation für eine glückliche Zukunft im Kreise seiner großen Konstanzer Basketball-Familie. Doch diese Zukunft wird es nicht geben. Lars ist am 2. September im Kreise seiner geliebten Familie an den Folgen von Komplikationen nach einer Operation gestorben. Die Lücke, die er hinterlässt, wird nicht geschlossen werden können. Alles, was uns bleibt, sind liebevolle Erinnerungen an unseren Lars. Wir werden ihn als echten Freund, als sportliches und menschliches Vorbild, als treuen Mitarbeiter, als wunderbaren Kollegen und als großartigen Menschen für immer in unseren Herzen behalten.

Jan Mittelstaedt und das Team von LGM

ähnliche Blogbeiträge